25. bis 28. Mai 2017
Für das lange Wochenende hatten wir uns die Oste vorgenommen: der Fluss Oste fließt nicht durch Osterode, sondern durch die flache Landschaft zwischen Weser und Elbe. Hier schlängelt sich die Oste, mit gut 150 Kilometern der längste Nebenfluss der Elbe in Niedersachsen, durch Wiesen und Wälder. Zwischen der Quelle südlich von Tostedt am Rand der Lüneburger Heide und der Mündung südöstlich von Cuxhaven liegen nur 55 Meter Höhenunterschied. Entsprechend gemächlich beginnt das Flüsschen seine Reise, sammelt bis Sittensen das Wasser von vielen Nebenflüssen aus den umliegenden Moorgebieten.Wir starteten die Reise im Landkreis Rotenburg/Wümme – hier haben wir vor über 30 Jahren wenige Jahre gelebt. Unser Wohnhaus, die alte Schule in Wehldorf, haben wir natürlich wiedererkannt, auch wenn sie inzwischen mit einem Anbau von der Freiwilligen Feuerwehr genutzt wird.
In der Nähe von Zeven hatten wir einen ersten Stellplatz in Eiltzmühlen ausgeguckt.Am Oste-Cafe stellten wir am Donnerstagmorgen die Räder ab und fuhren nach Heeslingen. Dort bauten wir das Kajak auf und stachen in „See“. Die Oste ist hier noch ziemlich jung, schmal und mit vielen Windungen schlängelt sie sich durch Wälder und Wiesen. Herrlich ruhig war es – zweimal überholten wir Vatertagstouren, deren Tempo geringer als ihre Lautstärke waren………Nach gut drei Stunden landeten wir am Oste-Cafe, das inzwischen gut besucht war: vor allem Radler und Wanderer machten hier eine Rast und genossen wie wir Bratwürstchen und leckere Torten.Dann radelten wir nach Heeslingen zurück, holten das Auto, packten das Boot zusammen und fuhren einige Kilometer die Oste aufwärts. In Ober Ochtenhausen ist ein schöner Kanurastplatz, bei dem wir ruhig übernachten konnten. Am Nachmittag fuhren wir aber noch mit dem Rad nach Brillit. Hier war es schon schwieriger, unser damaliges Wohnhaus zu finden. Die ehemalige Ziegelei liegt jetzt in einem Neubaugebiet, der Fußweg zu den Ziegeleiteichen ist durch Grundstücke versperrt.
Auf dem Rückweg besuchten wir die Gedenkstätte Lager Sandbostel: Ende September 1939 brachte die Wehrmacht die ersten 3000 polnischen Kriegsgefangenen in das kurz zuvor, nahe des niedersächsischen Dorfes Sandbostel eingerichtete Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager (Stalag) Sandbostel.Bis zur Befreiung am 29. April 1945 durchliefen mehrere Hunderttausend Gefangene aus der ganzen Welt das Lager. Ihre Behandlung war in völkerrechtlichen Verträgen geregelt, doch waren Verstöße bei allen Gefangenengruppen an der Tagesordnung.
Den sowjetischen Soldaten, die ab Oktober 1941 nach Sandbostel kamen, verweigerte die Wehrmacht aus ideologischen Gründen jeglichen Schutz durch das Völkerrecht. Tausende von ihnen starben an Hunger und Krankheiten.
Wir hatten einen besonders ruhigen Abend, begleitet von Vogelgesang und Froschgequake…….Am Freitagmorgen fuhren wir nach Bremervörde – wieder einmal hatten wir Glück: Wochenmarkt ! Und das vor dem Frühstück !
Außerdem besorgten wir die notwendigen Karten: ich zum Radfahren, Raymond zum Angeln!Jetzt noch eine Runde um den Vörde See: hier ist ein Natur- und Erlebnispark entstanden, schöne Spielplätze, Liegewiesen und Sandstrände, Gartenanlagen und Cafes. Auch ein beliebter Wohnmobilstellplatz grenzt an den Park.
Auf die 75 Kilometer Oste von Bremervörde bis zur Mündung wirken sich Ebbe und Flut aus und Deiche begleiten die Oste.Wir fuhren nach Gräpel, bei der Prahmfähre und dem Restaurant finden 3 Wohnmobile einen schönen Stellplatz – als wir dort ankamen, waren allerdings einige übermüdete Menschen damit beschäftigt, Müll in großen Mengen wegzukarren: über 2000 Menschen feierten gestern hier wie jedes Jahr den „Vatertag Gräpel“
Wir parkten erst einmal und fuhren ein Stück Osteradweg – hier ist er identisch mit der deutschen Fährstraße.
Wieder in Gräpel war die Anlage vom Müll befreit, der Rasen frisch gemäht und bereit für einen wunderschönen Stellplatz für uns direkt an der Oste.
Das Boot wurde aufgeblasen, das Wasser strömte noch flussaufwärts…….…. flussabwärts mussten wir dann tatsächlich gegen die Flut anpaddeln. Am rechten Rand sieht man noch einige der Bierwagen…….. Raymond bereitet den morgigen Angeltag vor, ich schaue aufs Wasser.
Am gegenüberliegenden Ufer stehen einige Radler, sie warten auf die Fähre – vergeblich, denn der Fährmann hat heute keine Kraft mehr, die handbetriebene Prahmfähre hin- und her zu ziehen. Wohl mehr als Jux bietet Raymond seine Paddelkünste an – einer der Wartenden bittet aber ernsthaft um eine „Überfahrt“ – zu groß wäre der Umweg ! Das war doch mal ein besonderes Erlebnis ! Sonnenuntergang über der Oste !Sonnenaufgang über der Oste – hier nach links…….. ….. und hier nach rechts ! Raymond war tatsächlich schon zum Angeln, wurde noch mit Kaffee versorgt und dann fuhr ich mit dem Rad Oste aufwärts nach Norden – immer schön am Deich entlang !Eisenbahnbrücke bei Hechthausen – schon im Landkreis Cuxhaven. Weites Land……. ……schmale Wege….. …..schöne Häuschen. Zwischen Osten und Hemmoor kann man die Oste mit einer Schwebefähre überqueren. Sie ist seit 1909 in Betrieb und ist eine von weltweit 8 Schwebefähren. Als ich in Oberndorf wieder einmal die Oste querte, machte sich die Ebbe bemerkbar. Die meisten Freizeithäfen sind tideunabhängig. Jetzt fuhr ich über die Wingst, eine Endmoräne aus der Saalekaltzeit. Der Höhenzug ist bis zu 74 Meter hoch, die Steigungen waren also durchaus zu bewältigen.In der Nähe von Lamstedt ist ein Steingarten angelegt: in einer schönen Heidelandschaft liegen zahlreiche „dicke Brocken“, Findlinge aus der letzten Eiszeit. Rundwege mit guten Erklärungen über die Zusammensetzung und Herkunft der Steine führen durch die Anlage. Sie sind natürlich auch einfach nur schön anzusehen ! Dann bog ich wieder ost(e)wärts ab und fuhr mit der Fähre nach Gräpel. Raymond hatte inzwischen 2 Brassen und 2 Aale gefangen. Vom Anleger der Fähre aus kann man schön am Ufer der Oste entlang gehen. Am Sonntagmorgen paddelten wir noch ein wenig auf der Oste hin und her und schafften es gerade rechtzeitig vor einem kurzen Regenschauer. Auf der deutschen Fährstraße (für Autos) fuhren wir bis Geversdorf. Inzwischen war der Himmel wieder wolkenlos. Wir wollten das Natureum besuchen und dabei an der Schifffahrt durch die Ostemündung teilnehmen – leider fiel diese aus und wir verschoben den Besuch des Natureums auf das nächste Mal.
Stattdessen schwangen wir uns auf die Räder und machten eine schöne Tour auf dem Elberadweg.Der Baljer Leuchtturm von 1904 war bis 1980 in Betrieb und wurde anschließend von einem Förderverein übernommen und kann seit 2012 im Juli und August besucht werden. In Hörne machten wir Mittagsrast in dem schönen Gutscafe.
Schön war’s an der Oste !