Mittwoch 29. Oktober 2014
Um 17 Uhr starteten wir Richtung Mecklenburg-Vorpommern – Ziel für das lange Wochenende ist die Ostseeküste mit Fischland, Darß, Zingst. Da es schon dunkel wurde, wählten wir die 50 Kilometer längere, aber schnellere Strecke über die A7 und die A20 statt der Route über die Landstraßen. Kurz nach der Abfahrt setzte Regen ein. Die Autobahn war gut gefüllt, aber wir kamen ohne Verzögerungen um kurz vor halb 11 in Wustrow an. Hier stellten wir uns auf einen Parkplatz am Hafen, ein weiteres ReiMo leistet uns Gesellschaft. Der Himmel war sternenklar und wir drehten noch eine kurze Runde durch den Ort.
Donnerstag, 30. Oktober 2014
Der Nachthimmel hatte nicht zu viel versprochen – heute morgen waren fast keine Wolken am blauen Himmel zu sehen und die Sonne erwärmte die kühle Luft des Morgens schnell auf angenehme 13 °C.Nach dem Frühstück schwangen wir uns auf die Räder und fuhren durch Wustrow mit seinen kleinen Fischerhäusern, weiter auf Wustrows Ostseeseite, wo Ferienhäuser und die typischen Lädchen ihren Platz haben. Ein kurzer Spaziergang auf die Seebrücke, dann ging es weiter nach Ahrenshoop, noch ein wenig mehr touristisch mit vielen sehenswerten Häuschen und Häusern. Weniger touristisch und mindestens genauso schön ist die Boddenseite, wo wir Althagen mit seinem kleinen Boddenhafen ansteuerten. Über Niehagen und Barnstorf fuhren wir zurück nach Wustrow. Pünktlich um 12 Uhr standen wir an der Fischräucherei am Hafen und reihten uns in die kleine Schlange von Leckermäulern ein. Um 15 Euro ärmer und einer großen Portion verschiedener Fischleckereien reicher fuhren wir rüber zu Pösselchen. Frisch geräucherter, noch warmer Fisch hat was !
Da die Kranichsaison sich dem Ende neigt, beschlossen wir heute gleich die Tour zur Aussichtsplattform am Ende von Zingst zu fahren. Das Foto wurde von Kaiserm123 auf wikimedia veröffentlicht.
Schnell fuhren wir die 25 Kilometer bis nach Zingst, von dort noch weitere 10 Kilometer bis zum Anfang der Schutzzone 1 des Nationalpaks Vorpommersche Boddenlandschaft. Pösselchen musste auf dem Parkplatz Sundische Wiese bleiben. Wir zahlten 5 Euro pro Person und gehörten zu den 80 heutigen Besuchern von Pramort, einer Aussichtsplattform an häufigen Zugvögelrastplätzen. Für die 8 Kilometer durch das wieder vernässte Weideland, Schilf und Bruchwald wählten wir die Räder, Kutsche war ausgebucht. Es war ein absolut sehenswertes Schauspiel: Tausende Kraniche flogen mit Geschrei in vielen Strichen zum Teil direkt über uns, landeten elegant auf den Wiesen oder auf der Wasserfläche., die sie als Schlafplatz ausgesucht hatten. Der Ranger sprach von ca 10000 Kranichen, die hier noch sind, weitere 10000 bis 20000 sind schon gen Süden aufgebrochen. Auch schön anzusehen waren die vielen Schwäne, die auf den zahlreichen Wasserflächen schwammen. Gänse, Seeadler, Hirsche, Füchse – all dies konnten wir mit dem Fernglas gut sehen.
Gegen 17 Uhr fuhren bei den letzten Sonnenstrahlen am orangeroten Himmel durch den aufsteigenden Bodennebel zurück, Trotz des Übernachtungsverbotes auf dem Parkplatz bleiben wir hier.
Für das Fotografieren der Kraniche reicht meine Ausrüstung nicht aus. Wer wunderschöne Fotos sehen möchte, kann hier und hier und hier und hier schauen und genießen !
Freitag 31. Oktober 2014
In der Nacht hatte es geregnet und heute morgen war alles grau in grau, aber trocken. Wir fuhren zuerst nach Zingst zurück und frühstückten am Hafen, der auch wieder am Bodden liegt. Ein großer Ausflugsdampfer startete gerade zur Boddenrundfahrt. Wir fuhren mit den Rädern durch Zingst mit dem Ziel Seebrücke am Ostseestrand. Der Ort war ziemlich menschenleer, die Läden hatten geschlossen – wir wunderten uns erst eine Weile, da fiel uns ein: Reformationstag – ist also in Mecklenburg-Vorpommern ein Feiertag. Ein Bäcker hatte aber doch auf !An der Touristenmeile war dann auch mehr los. Auf der Seebrücke waren einige Ausstellungsstücke eines hiesigen Künstlers, Holz und Steine – das könnte uns am Teich im Garten auch gefallen. Insgesamt war es aber so ungemütlich draußen, dass wir uns nach knapp 2 Stunden zu Pösselchen, Tee und Zeitung aufmachten.Dann gings weiter nach Prerow, von wo aus wir eine Radtour zum Darßer Leuchtturm machen wollten. In Prerow gingen wir am Prerowstrom spazieren, vielleicht machen wir hier noch eine Kanutour – bei schönem Wetter ! Dort steht auch die älteste Kirche auf dem Darß, im Inneren sind einige Schiffe, die von geretteten Seeleuten gebaut und gespendet worden sind.Um 13.30 Uhr fuhren wir los, die Hoffnung auf ein kleines Stückchen blauen Himmel hatten wir aufgegeben und uns mit entsprechender Kleidung ausgerüstet. Der Weg verläuft durch den Wald, parallel zum Nordstrand. Auf halber Strecke zweigten wir ab zum Nothafen Darßer Ort und liefen ein wenig am Strand entlang – hier waren en paar mehr Leute unterwegs, Raymond trafen z.B. einen Grünen aus Göttingen.Am Darßer Leuchtturm machten wir einen Spaziergang am Weststrand. Anschließend besuchten wir das Museum, das in den Leuchtturmgebäuden untergebracht ist – Flora und Fauna des Darßer Waldes und der Ostseeküste. Besonders gefallen haben wir die Fotos der unterschiedlichen Küstenformationen rund um die Ostsee, also auch aus Polen, Lettland, Schweden…..Der Leuchtturm kann auf 127 gusseisernen Stufen erklommen werden – der Ausblick war eher trüb ! Als wir gegen 16.30 Uhr zurückfuhren, war es im Wald schon ziemlich dunkel – stockfinster war es, als wir wieder in Prerow bei Pösselchen angekommen waren..
Trotz des trüben Wetters ist die Stimmung heiter – für die beiden nächsten Tage ist sonnigeres Wetter angesagt, schaun wir mal !
Samstag 1. November 2014
Obwohl es heute morgen auch ziemlich trüb aussah, konnte man durch den Hochnebel die Sonne vermuten. Tatsächlich, als wir gerade auf der Seebrücke von Prerow standen, kam die Sonne durch und vertrieb schnell die Wolken. Ab 11 Uhr hatten wir überwiegend blauen Himmel und die Temperaturen kletterten in den Mittagsstunden auf angenehme 17 °C.
Wir waren nach dem Frühstück mit dem Rad durch Prerow gefahren. Der Ort liegt an der Ostseeküste, hat aber einen alten Dorfteil mit Hafen am Prerowstrom. Dieser verband früher Bodden und Ostsee und teilte den Darß von Zingst. Nach der Sturmflut von 1872, die ganz Prerow unter Wasser gesetzt hatte, wurde die Mündung des Prerowstroms zugeschüttet. Jetzt ist eine kleinere Seenkette hinter der Ostseeküste, der Prerowstrom schlängelt sich auf 6 Kilometern bis zum Bodden.
Wir fuhren dann mit dem Auto nach Born, zum Gut Darß. Dort ist ein Biolandbtrieb mit Hofladen, wir erwarteten einen wohl sortierten Bioladen, aber nein – Gut Darß ist ein Riesenfleischproduzent, natürlich ein westlicher Investor, der im Hofladen ausschließlich Fleisch, Büffel, Rind, Lamm verkauft. Wir fuhren weiter zum Hafen von Born, dann mit den Rädern durch den hübschen Ort und auf einem Wald- und Wiesenweg nach Wieck. Beides sind kleine Dörfer am Bodden, man spürt trotz der kleinen Ferienhäuser die Fischerdörfer vergangener Zeiten: viele reetgedeckte, niedrige Häuser mit bunt bemalten Darßer Haustüren. Die kopfsteingepflasterten Straßen haben einen breiten Streifen glatt gepflastertert – sehr angenehm zum Radfahren.In Wieck haben wir auf der Terrasse des Cafes Fernblau in der Darßer Arche, das Besucherzentrum des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandsschaft, einen leckeren Apfel mit Zimt und Baiser Kuchen in der Sonne genossen. Auch am kleinen Hafen saßen viele Radler auf den Bänken und schauten auf den ruhigen Bodden, einfach nur herrlich !
Auf gleichem Weg ging es wieder zurück, wir stellten Pösselchen noch auf einen anderen Parkplatz an einem Steg mit Bänken. Hier sitzen wir und plauschen mit Gästen und Einheimischen über Land und Leute, über Fische und Fischen, schauen Fischadlern bei der Jagd zu, hören die Kranich rufen und am Abendrothimmel von West nach Ost ziehen…..Später, als das Abendbrot oder die Sportschau die anderen in die Häuser zieht, genießen wir in der untergehenden Sonne ein Glas Weißwein und verbringen einen weiteren gemütlichen Abend im Auto……..
Sonntag 2. November 2014
Heute morgen war es gleich sonnig und 11 °C als wir mit dem Kaffee auf „unsere“ Seebrücke gingen. Einer Kanutour auf dem Bodden stand also nichts mehr entgegen – wir entschlossen uns, wegen der besseren Ein- und Ausstiegsmöglichkeit nach Wieck zu fahren. Um 10 Uhr waren wir im Wasser und fuhren die Wiecker Bucht entlang nach Bliesenhagen zu paddeln. Auf dieser kleiner Halbinsel waren wir schon mit dem Rad – uns interessierte der Sandhaken, der sich am Zipfel der Halbinsel gebildet hatte. Die Küste des Bodden verändert sich ständig, Inseln und Halbinsel entstehen und werden wieder abgetragen. Insgesamt ist der Bodden eher flach, nicht tiefer als 2 bis 3 Meter. Fast vollständig umgibt eine breiter Schilfgürtel die Wasserfläche, kleine Häfen oder Strandbereiche wurden von den Siedlungen angelegt.
Nach 3 Stunden waren wir wieder zurück, machten eine kurze Räucherfischbrotzeit und verließen Fischland – Darß – Zingst über die Meiningenbrücke.
In Barth machten wir noch eine kurze Pause, einmal über den Marktplatz schlendern und fuhren dann durch eine Gegend, in der deutlich mehr Menschen leben als Touristen kommen, aber noch viel mehr Zugvögel auf den Feldern Rast machen. Zwischen Günz und Groß Mohrdorf standen Tausende auf den Maisfeldern. Hier konnten wir die großen Vögel noch ein wenig besser beobachten als in Pramort, wo sie sich zum Schlafen in den Gewässern niedergelassen haben.Das Foto wurde von Niteshift veröffentlicht.
Ziel heute war eigentlich Barhöft, ein winziges Nest am nordwestlichen Ufer des Strelasundes zwischen Stralsund und Rügen. Der Hafen ist noch ein Fischereihafen, mit Fischkuttern und Fischhalle – bei Google earth konnte ich wunderbar den kleinen Parkplatz am Hafen sehen – dort sollte unser Schlafplatz sein ! Was man nicht sehen konnte, waren die Verbotsschilder dort. Von dort starten nämlich auch Fischkutter, die Hochseeangeln anbieten und entsprechnd viel Kundschaft kommt von weit her…..
Dafür wurde extra 200 Meter vor dem Ort ein neuer Parkplatz und ein Caravanstellplatz gebaut. Das war nicht das, was wir wollten, also fuhren wir nach dem Hafenrundgang die restlichen 20 Kilometer bis Stralsund. Neues Ziel: der Hansedom – ein Spaßbad mit Saunalandschaft. Dort zahlten wir das Doppelte von unserem Aloha und hatten es längst nicht so schön, wie wir es gewöhnt sind. Warm war es natürlich auch dort.
Montag 3. November 2014
Vom Schlafplatz am Hansedom fuhren wir noch etwas weiter in die Innenstadt von Stralsund und fanden einen guten Parkplatz in Bahnhofsnähe. Mit den Rädern waren wir schnell in der Altstadt und am Hafen. Zuerst besuchten wir die tolle Ausstellung des Ozeaneums zur Ostsee und zur Nordsee – wirklich toll gemacht. Zum Mittagessen gingen wir in die Suppenküche, die einige Suppen im Angebot haben – ich hatte ne leckere Kürbis-Möhren-Kokosmilchcremesuppe. In Stralsund sind die meisten Fassaden der Backsteingotik restauriert. Ein Einkauf im Traditionsfischgeschäft Rasmus, der den Orginal Bismarckhering herstellt, stand noch an, dann fuhren wir nach Berlin.
Zwei Drittel der Strecke fährt man gemeinsam mit zahlreichen anderen auf der B 96, durch Neu Brandenburg, aber auch durch die vielen Wälder, an Seen vorbei. Am Dienstag fahren wir gegen Mittag wieder nach Hause.